Wie gesund ist Eiweiß wirklich?
„Zu viel Eiweiß schadet den Nieren“, hört man immer wieder raunen. Um das etwas beurteilen zu können, sollten wir uns unseren Eiweißstoffwechsel und die Rolle, die die Nieren dabei einnehmen, einmal ansehen.
Proteine sind aus Aminosäuren aufgebaut. Diese werden im Zuge der Stoffwechselprozesse abgebaut, indem zunächst Aminogruppen abgespalten werden. Dabei entsteht das Zellgift Ammoniak, das in der Leber zu harmlosem Harnstoff umgewandelt wird.
Unsere Nieren sind für die Filterung und die Reinigung des Blutes verantwortlich, das heißt, sie filtern den Harnstoff aus dem Blut heraus, um ihn mit dem Urin auszuleiten. Insofern ist es richtig, dass Leber und Nieren auf Hochtouren arbeiten, wenn wir unserem Körper besonders viel Eiweiß „gönnen“, was aber alles ganz normale Vorgänge sind, die die Dynamik unseres Körpers so vorsieht.
Wer allerdings bereits unter einer Nierenkrankheit leidet, ist gut beraten, seine Eiweißaufnahme etwas einzugrenzen. Darüber wurde zum Beispiel die Studie „Controversies Surrounding High-Protein Diet Intake: Satiating Effect and Kidney and Bone Health“ verfasst.
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (efsa) empfiehlt den erwachsenen Menschen, ihre tägliche Proteinzufuhr auf höchstens die zweifache Menge der Zufuhrempfehlung zu beschränken, das wären konkret zwei Gramm pro Kilogramm Körpergewicht.
Bei der Therapie von Nierenkrankheiten haben sich die sogenannte Nierenschonkost oder gar Hunger- und Durstkuren wenig bewährt. Dennoch kursiert nach wie vor die Meinung, dass sich viele der heute weitverbreiteten Zivilisationskrankheiten vermeiden lassen würden, wenn wir unseren zu üppigen Eiweißkonsum einschränken würden. Aber was steckt dahinter?
Die Theorie der Eiweißspeicherkrankheiten hat Prof. Dr. Lothar Wendt bereits in den 1940-er Jahren entwickelt. Es geht dabei um zu große Mengen von Nahrungseiweiß, die sich zum Teil im Bindegewebe, im Blut und in den Gefäßwänden ablagern. Einen Indikator für das Vorliegen der Eiweißspeicherkrankheit sah Dr. Wendt in der Verdickung der Basallamina der Blutgefäße, die typischerweise so bei Diabetiker-Typ-2 Patienten vorkommt.
Prof. Wendt war davon überzeugt, dass dem menschlichen Organismus der Verarbeitung von Eiweiß klare Grenzen gesetzt sind. Der gesunde Darm eines Erwachsenen kann kaum mehr als 100 Gramm tierischer Produkte pro Tag verwerten. Alles, was darüber hinaus geht, wird gespeichert mit der Folge, dass sich daraus Gicht, Rheuma, Typ-2-Diabetes, Nierenentzündungen, Schlaganfälle und Herzinfarkte entwickeln. In einem komplexen Verfahren versucht die Leber, das viele Eiweiß in Glucose umzuwandeln. Im Zuge dieses Prozesses kommt es immer mehr zur Übersäuerung des Organismus.
Schon nach zehn Jahren kommt es zum III. Stadium der Eiweißspeicherkrankheit. Dabei treten die Ablagerungen der Basallamina ins Gefäßinnere, in den Bereich der Intimina über. Neben dem Eiweiß selbst sind es nun auch Harnsäure, Lipide, Cholesterin und Hormone, die den Krankheitsverlauf immer weiter beschleunigen. Es kommt unter anderem zu Symptomen mit Atemnot wie bei Angina pectoris.
Die Untersuchung des Blutes weist dann auf deutlich erhöhte Entzündungswerte hin, die mit extrem hohen Lipid- und Cholesterinwerten einhergehen. Zudem finden sich Indikatoren für oxidativen Stress.
Da der Körper versucht, die Übersäuerung des gesamten Organismus mit Calciumcarbonat aus den Knochen zu puffern, führt dieser Prozess letztlich auch zur Osteoporose im fortgeschrittenen Alter. Nur damit wir uns richtig verstehen: das ist ein Prozess, der sich über Jahrzehnte entwickelt.
Dieses richtige Konzept der Eiweißspeicherkrankheiten, das ich gern als „Eiweißmast“ bezeichne, findet bei Schulmedizinern leider kaum Akzeptanz. Ich bin jedenfalls bei meinen Patienten schon vor vielen Jahren mit großem Erfolg zu Heilfasten übergegangen. In diesem Fall kann der Körper endlich Stoffwechselendprodukte ausscheiden, was ihm im „Normalbetrieb“ gar nicht möglich ist. Dabei ist eines aber ganz wichtig:
Die bislang praktizierten falschen Ernährungsgewohnheiten müssen nun für immer ein Ende haben.
Übrigens wird der „mittelalterliche Aderlass“ immer gern als antiquiert und völlig überholt belächelt. Das ist aber so nicht richtig. Durch einen Aderlass werden überflüssige Ansammlungen undefinierter Konglomerate aus den Gefäßen heraus gespült, sie werden geradezu entschlackt. Allein, den alten „Medizinmännern“ fiel meistens nichts Anderes ein als der Aderlass, das darf man ihnen gern vorwerfen.